dimanche 30 mars 2014

Prolongements de l'article "Sur le réflecteur"

Le livre du philosophe Peter Bieri "Wie wollen wir leben? va bien plus loin que mes réflexions personnelles sur le réflecteur, sans cacher que ce professionnel de la réflexion (un philosophe, c'est bien ça?) présente bien mieux certains aspects que je ne le pourrais. Le présent message a pour but de rendre attentif à ce livre.

Afin de faire l'économie d'en parler moi-même, j'ai pris le chemin le plus facile en copiant ci-après deux commentaires de lecteurs ayant acquis le livre chez Amazon.

Les reférences sont les suivantes :

·  Broschiert: 93 Seiten
·  Verlag: Residenz; Auflage: 6 (6. September 2011)
·  Sprache: Deutsch
·  ISBN-10: 3701715637
·  ISBN-13: 978-3701715633
·  Größe und/oder Gewicht: 22 x 14 x 1,2 cm
 


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Rezension bezieht sich auf: Wie wollen wir leben? (Broschiert)
In der regelmäßig im Residenz Verlag publizierten Reihe "Unruhe bewahren" hat der emeritierte Philosophieprofessor Peter Bieri, der unter dem Namen Pascal Mercier bemerkenswerte Romane ("Nachtzug nach Lissabon" und "Lea" etwa) veröffentlichte, vom 21. - 23. März 2011 im Kulturzentrum bei den Minoriten in Graz drei philosophische Vorlesungen gehalten. die nun unter dem Titel "Wie wollen wir leben?" einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Drei aufeinander aufbauende Fragestellungen haben ihn dabei beschäftigt:

1. Was wäre ein selbstbestimmtes Leben?
2. Warum ist Selbsterkenntnis wichtig?
3. Wie entsteht kulturelle Identität?

Ein selbstbestimmtes Leben, wie er es beschreibt, ist ohne eine gewisse Anstrengung nicht zu erreichen. Denn es geht darum, sich selbst zum Thema zu werden, zu lernen, sich in sich selbst auszukennen, sich sozusagen auf die eigene Spur zu bringen, und dann - und das ist extrem wichtig- sich selbst zur Sprache zu bringen. "Selbsterkenntnis ist dasjenige, was dazu führt, dass wir eine transparente seelische Identität ausbilden und dadurch in einem empathischen Sinne zu Autor und Subjekt unseres Lebens werden können. Sie ist also kein frei schwebender Luxus und kein abstraktes philosophisches Ideal, sondern eine sehr konkrete Bedingung für ein selbstbestimmtes Leben und damit für Würde und Glück."

Selbsterkenntnis ist die Quelle von Freiheit und damit von Glück, und das hat Folgen für das Verhältnis zu den Anderen. Um Andere als Andere zu achten und in ihren eigenen Bedürfnissen respektieren zu können, muss ich sie als Andere erkennen. Das aber geht nur, wenn ich weiß, wie ich selbst bin.
"Menschen, die sich mit sich selbst auskennen, begegnen sich anders als solche, die keine Übersicht über sich besitzen. Die Begegnungen sind wacher, sorgfältiger und interessanter. Auch deshalb ist Selbsterkenntnis ein hohes Gut."

Über die Aneignung einer gemeinsamen Sprache bildet sich die kulturelle Identität einer Gemeinschaft, über die Bieri in seiner dritten Vorlesung nachdenkt. Für sie sei entscheidend, was ihre Mitglieder unter Denken und Vernunft, unter Wissen und Wahrheit verstehen. Unsere eigene kulturelle Identität ist aus der Aufklärung hervorgegangen. Das bedeutet nicht, dass man andere Kulturen, in denen etwa magisches Denken und mythische Elemente eine Rolle spielen, nicht achtet. Doch: "Bildung besteht auch hier darin, das Fremde als solches zu kennen und anzuerkennen, um sich dann ausdrücklich mit denjenigen Mustern des Denkens und Handeln zu identifizieren, die das eigene Verständnis von Vernunft definieren."

Kulturelle Identität ist, so verstanden, immer auch eine moralische Identität. Da sie, von der Aufklärung kommend, der Würde und der Vernunft verpflichtet ist, hat sie eine Verbindlichkeit, wie sie bei anderen kulturellen Identitäten nicht anzutreffen ist. Und das kann zu Konflikten führen. Denn moralische Einstellungen darüber etwa, was grausam ist, sind für denjenigen, der sie hat. absolut. Und deshalb ist es unmöglich, mich auf die historische Zufälligkeit meiner kulturellen Identität zurückzuziehen ( etwa so: man muss akzeptieren, dass es anderswo andere Maßstäbe gibt), auch wenn ich mir ihrer Kontingenz immer bewusst bin.
"Denn moralisches Handeln ist genau das: sich einmischen, wenn man von Grausamkeit erfährt. Und so ist jede gebildete moralische Identität mit einem inneren Widerspruch, eine Antinomie behaftet. Ich weiß von der historischen Bedingtheit meiner Anschauungen und also von ihrer Relativität, und doch kann ich nicht anders, als sie absolut zu setzen, denn sonst ginge die Ernsthaftigkeit meiner Überzeugungen verloren. Es ist dieser Zwiespalt, aus dem heraus man sich entschließen kann, einzugreifen, wenn nötig mit Gewalt."

Das alles ist eine Frage der Bildung und Bieri vergleicht sich bilden mit aufwachen, jeden Tag neu in einem nie abgeschlossenen Prozess der Frage danach, wer man sein möchte. "Die kulturelle Identität ist nichts Festes, Endgültiges. Das besondere an Kulturwesen ist, dass sie sich stets erneut zum Problem werden und die Frage aufwerfen können, wer sie sind und was ihnen wichtig ist. Und Bildung, richtig verstanden, ist der komplizierte Prozess, in dem es um die Beantwortung dieser Fragen geht."
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Von  Helga König Rezension bezieht sich auf: Wie wollen wir leben? (Broschiert)

Prof. Dr. Peter Bieri wartet in der Reihe "Unruhe bewahren" mit drei Vorlesungen auf.

Diese tragen die Titel:
Was wäre ein selbstbestimmtes Leben?
Warum ist Selbsterkenntnis wichtig?
Wie entsteht kulturelle Identität?

Der ersten Vorlesung kann man u.a. entnehmen, dass unser Leben dann selbstbestimmt ist, wenn wir es schaffen, es innen und außen in Einklang mit unserem Selbstbild zu leben- wenn wir es schaffen, im Handeln, Denken, Fühlen und Wollen der zu sein, der wir sein möchten. Die Selbstbestimmung gelangt an ihre Grenzen bzw. scheitert völlig, wenn zwischen Selbstbild und Realität eine Kluft bleibt, (vgl.: S.13).

Wer zur Selbstbestimmung gelangen möchte, muss einen inneren Umbau vornehmen. Das bedingt laut Bieri, Kulissenwechsel, neue Erfahrungen, neue Beziehungen, auch die Arbeit mit Therapeuten und Trainern. Das Gesamte sei ein Kampf gegen die innere Monotonie, gegen eine Starrheit des Erlebens und Wollens, (vgl.:S. 14).

Der Philosoph unterstreicht, dass Selbstbestimmung sehr viel damit zu tun habe, dass wir uns selbst verstehen, insofern sei Selbsterkenntnis dasjenige, das dazu führe, dass wir eine transparente seelische Identität ausbilden und wir uns aufgrund dessen zu einem "empathischen Autor und Subjekt unseres Lebens" entwickeln können. (vgl.: S.15). Wer im Denken selbstständiger und mündiger wird (das gelingt nur durch kritische Distanz zu sich selbst, d. h. indem man sein Denken immer wieder auf den Prüfstand stellt), wird lt. dem Autor auch wacher im Hinblick auf blinde sprachliche Gewohnheiten, die uns letztlich nur vorgaukeln, etwas zu denken, (vgl.S.17). Bieri erwähnt nicht von Ungefähr, dass so mancher grammatisch wohlgeformte Satz keinen echten gedanklichen Inhalt ausdrückt. Für ihn gilt deshalb, dass die Philosophie diejenige Disziplin sei, in der die Idee des Gedankens ernster genommen wird als in jeder anderen und insofern auch die Idee der Selbstbestimmung, (vgl.: S.18).

Mittels Selbstbeschreibung arbeiten wir, so der Autor, an unserer persönlichen Identität. Dies geschieht auch dann, wenn wir Unbewusstes mittels Sprache in das Bewusste überführen. Durch eine neue Beschreibung eines Erlebten, ist es möglich einen neuen Grad von Bewusstheit zu erlangen. Das bedingt beispielsweise verleugnete Gefühle in voller Klarheit zu erleben und hierdurch unsere seelische Identität zu wandeln.

Bieri reflektiert das erzählerische Selbstbild, und ihnen zugrunde Erinnerungen, die zu verständlichen Erinnerungen werden, wenn wir sie zu Wort kommen lassen. Sie bleiben nur ein Kerker, wenn sie sich keinen erzählerischen Ausdruck verschaffen können, nur dann besitzen sie den Geschmack der inneren Selbstbestimmung, nur dann belagern sie uns als Gegner, (vgl.: S.23).

Der Autor meint, dass für den Weg der Selbstbestimmung das Lesen literarischer Texte uns gedanklich ein Spektrum an Möglichkeiten eröffne, indem wir hierdurch erkennen, was es alles gibt. Noch mehr als das Lesen würde das Schreiben einer Geschichte dazu beitragen, über das eigene Leben zu bestimmen und es im Sinne einer klareren Identität zu verändern, (vgl.: S.25 ).
Es sei das Entdecken der eigenen Stimme und des eigenen Klangs, die es ermöglichten, uns zu verändern.

Bieri macht in der Folge auf einen wichtigen Moment aufmerksam, den er die moralische Intimität nennt. Dieser ereignet sich dann zwischen zwei Menschen, die sich nicht als auszurechnende Gegner sehen, sondern, die eine auf Loyalität begründete Beziehung zueinander haben. Solche Beziehungen gefährden die Selbstbestimmung niemals, sondern sie sind ihr natürlicher Ausdruck.

Wer selbstbestimmt leben möchte, muss lernen den Blick der Anderen auszuhalten.
Wissen muss man allerdings, dass das Bedürfnis selbst sein Leben zu bestimmen, mit dem Bedürfnis einhergeht, nicht manipuliert zu werden. Insofern geht es um Authentizität, "darum, nicht das zu leben und zu sagen, was andere uns vorleben und vorsagen, sondern das, was der Logik der eigenen Biographie entspricht",(Zitat: S.33).

Nachdem Bieri in seiner ersten Vorlesung verdeutlicht hat, was man unter einem selbstbestimmten Leben zu verstehen hat, geht er in der zweiten Vorlesung der Frage der Selbsterkenntnis nach. Diese setzt immer Achtsamkeit voraus. Bieri weiß, dass Selbstbilder stets anfällig sind für Selbsttäuschungen, die interessengeleitete Irrtümer über uns selbst darstellten. Das erläutert der Autor in Einzelnen sehr gut. Eng verwoben ist Selbsterkenntnis mit Selbstbestimmung und auch diese erklärt Bieri gut nachvollziehbar, auch dass es bei Gefühlen und Wünschen einen Zusammenhang zwischen Erkennen und Verändern gibt.

Die Erweiterung von Selbsterkenntnis deutet der Philosoph als einen Prozess, bei dem Unbewusstes ins Bewusste überführt wird. Selbsterkenntnis vermag zu wachsen, indem man nachdenkt und auch schreibt. Dabei sollte man sich bewusst machen, dass sie die Quelle von Freiheit und Glück ist. Selbsterkenntnis ist nicht nur für uns selbst wichtig, sondern auch im Hinblick auf den Umgang mit anderen, weil sie uns die Möglichkeit schenkt, mit diesen in moralischer Intimität zu leben. Bieri unterstreicht zum Schluss der Vorlesung, dass Menschen, die sich mit sich selbst auskennen, ihre eigenen Projektionen durchschauen und auch einfacher die Projektionen ihrer Mitmenschen erkennen, woraus sich ein besseres Miteinander herbeiführen lässt.

In der dritten Vorlesung beantwortet Bieri die Frage wie kulturelle Identität entsteht und verdeutlicht hier zunächst die Wichtigkeit von Sprache, die uns zu Kulturwesen macht. Für ihn ist die wichtigste Leistung einer Kultur das Verstehen und nur die Sprache befähigt uns zu hierzu. Kulturelle Identitäten werden durch das Empfinden von Nähe und Ferne zu anderen definiert, durch die Vorstellung von Intimität und Fremdheit, (vgl.: S.70). Bieri erklärt in dieser Vorlesung den Prozess der Aneignung der kulturellen Identität, die nie etwas Endgültiges sein kann, sehr facettenreich und verdeutlicht, auf welche Weise ein selbstbestimmtes Leben, Selbsterkenntnis und kulturelle Identität positiv zusammenwirken können und den Einzelnen zum Kulturwesen machen, dass aus dem Schatten blinder Prägungen hinaustritt und innerlich frei am Prozess der Bildung teilnehmen kann, die für uns alle von großer Bedeutung ist, weil nur sie uns frei macht.